Beim Aufräumen meiner DVD's fällt mir doch gerade die DVD in die Finger, die ich seinerzeit von Frank Plasberg überreicht bekam, nach meinem Live-Auftritt in seiner Sendung "Hart aber Fair". Das war schon ein echtes Erlebnis, da im TV-Studio in Köln. Ich weiß noch wie die Redaktionsassistentin mich damals aus der Kantine ins Studio holen musste, weil ich vor lauter Aufregung Hunger bekam und Angst hatte, dass ich nichts mehr essen darf, 2 Stunden vor der Live-Ausstrahlung. Nach der Maske stellte sich dann in meiner Garderobe heraus, dass ein liebevoll hergerichtetes Catering auf mich wartete. Nun ja... woher sollte ich das auch wissen? Wie oft ist man auch schon in einer TV-Sendung als Gast eingeladen?
Ich könnte ja jetzt so tun, als wenn ich da vollkommen cool und unbefangen hingegangen wäre. Doch das wäre gelogen! Nur einige Tage vor der Sendung wurde ich angerufen, ob ich nicht Lust und Zeit hätte, bei "Hart aber Fair" auf dem Podium mitzudiskutieren. In einem 1-stündigen Gespräch mit einem Redakteur stellte man dann erst mal fest, ich wäre nicht kontrovers genug. Dann rief mich 2 Tage vor der Sendung Frank Plasberg persönlich noch einmal an, und stellte fest, dass ich durchaus kontrovers genug für die Sendung sei.
Also ein nettes, telegenes Kleid anziehen und auf nach Köln!
Es ging in der Live-Sendung um das Thema "NRW-Ministerpräsident Rüttgers wird jetzt der soziale Christ-Demokrat". Ich war eingeladen worden, weil ich gerade frisch aus der BenQ-Mobile Insolvenz kam. Jürgen Rüttgers hat sich seinerzeit bei der Insolvenz eingemischt und wollte Wege finden, diese Insolvenz irgendwie in den Turnaround zu bekommen, oder zumindest für die zukünftigen Arbeitslosen Lösungen zu finden. Er stand damals vor unserem Werkstor in Kamp-Lintfort und hat gemeinsam mit der Belegschaft demonstriert.
Nun, ich war in der Sendung weil ich die typische Vita hatte, die diese Insolvenz hinterlassen hat. Ich war erst von Siemens an BenQ "verkauft" worden, arbeitet dort im Supply Chain Management für den Service. Dann blieb ich im Rahmen der Insolvenz im Insolvenzteam der Pluta-Kanzlei. Dort durfte ich dann helfen, meinen Arbeitsplatz zu meistbietend zu Grabe zu tragen. Das ist kein gutes Gefühl, und doch hat es mir eine Chance geboten mich weiter zu entwickeln, im Turbotempo!
Ein Investor, der einen Teil der Insolvenzmasse kaufte, pickte mich dann an einem Nachmittag aus dem Insolvenzteam und machte mich zur Geschäftsleitung seiner neuen Reparaturwerkstatt für Mobiltelefone. Ziel war es erst einmal 75 MitarbeiterInnen einzustellen, das gekaufte Equipment in der Werkstatt - welches 3 Monate brach lag - schnellstmöglich wieder flott zu bekommen und die Werkstatt so zu organisieren, dass sie mit maximaler Geschwindigkeit produktiv wurde. Ehemalige Siemens MitarbeiterInnen sollten dann im zweiten Schritt Multi-Brand werden, also auch andere Geräte reparieren und das besser, als die unternehmens-interne Konkurrenz in der Zentrale bei Frankfurt a.M..
Das Vorstellungsgespräch zu diesem Job, war das beste überhaupt! Der Investor hat sich bei Mir vorgestellt, was er so macht und warum er das Equipment gekauft hatte und irgendwie das Gefühl hatte, man könne auch in Bocholt etwas aufbauen. Er hatte ein Gespräch mit dem potentiellen Leiter der Werkstatt geführt und hat sich vom Fleck weg in seine Art und seine Kompetenz verknallt.
Nun, das war sicherlich ein wesentlicher Grund warum er auch mir gegenüber ein hohes Maß an Vertrauen hatte. Nach 15 Minuten Gespräch und einer Nacht "darüber schlafen" hatte ich auf einmal einen neuen Job. Da standen auf einmal Schuhe vor mir, die immens groß waren für mich. Ich hatte von Reparatur keine Ahnung!? Ich kam aus dem Supply Chain Management Bereich, kannte mich mit Strategischem Einkauf aus, hatte mal Kreditorenbuchhaltung gemacht, hatte mal die Qualitätssicherung gestreift. Doch mit einer Werkstatt hatte ich bis zu dem Tag nichts zu tun. Aber ich habe trotzdem zugesagt, denn ich bin meiner Vision gefolgt.
Das Bild, 75 Menschen aus der Ben-Q-Mobile-Insolvenz wieder einen Arbeitsplatz zu verschaffen, hat mir gefallen. Ich habe nicht nur an mich geglaubt, ich habe auch an das Können und die Willenskraft meiner potentiellen MitarbeiterInnen geglaubt. Ich wusste ja wie sie sich fühlten. Ich wusste auch was sie konnten. Auch wenn Siemens uns ein Jahr zuvor "gefühlt" an einen Taiwanesen "verscherbelt" hatte, hat Siemens uns aber auch viel Professionalität mit auf den Weg gegeben. Diese Erfahrung und diesen Spirit hatten nur wir! Das war unser USP.
Ich hatte ein tolles Team um mich herum. Das Team war einfach klasse, motiviert und wir wollten es allen beweisen! Dieser Spirit war unser Motor. Wir brannten! Mir war auch klar, dass die Technikerinnen und Techniker auf die Schnelle keinen adäquaten Job bekommen. Wer war im Jahr 2007 schon so verrückt in Deutschland Telefone reparieren zu lassen?
Apple hatte seinerzeit den ganzen Service für Mobiltelefone auf den Kopf gestellt. Defekte Geräte wurde nur noch gesammelt und in der Nähe der Produktionen repariert. Das hieß lange Logistikwege, das hieß ausschließlich im Standard arbeiten. Telefone wurden ausgetauscht und nicht mehr namentlich repariert. Siemens/BenQ reparierte noch einen großen Teil der Ware personengebunden. Das hieß die NutzerInnen bekamen ihr Telefon zurück! Logistisch war das eine ganz andere Anforderung als nur zu tauschen. Apple hat sich durch ihr Swap-Konzept viel Geld gespart und die KundInnen haben es Apple nicht übel genommen, jedem anderen Hersteller aber schon. Wie auch immer, für das auslaufende Geschäft von Siemens/BenQ ging das Tauschen ja eh nicht mehr. Es gab nichts mehr zu tauschen. Hier ging es um brutale Nachhaltigkeit da weder neue Geräte noch weitere Ersatzteile zur Verfügung standen. BenQ Mobile war ja insolvent, das Geschäft weggebrochen, die Läger meistbietend verkauft.
Mein neuer Arbeitgeber und ich sowie mein Team waren verrückt genug, in Bocholt / NRW trotz der Umstände eine Werkstatt neu aufzubauen.
Nun, genau dieses Gefühl, kam mir vorhin noch einmal hoch, als ich die DVD von meinem Fernsehauftritt im Jahre 2007 zur Hand genommen habe. In der Sendung saß Jürgen Rüttgers zu meiner rechten Seite, Hand-Ulrich Jörges zu meiner Linken. Michael Sommer, der damalige DGB-Vorsitzende, kam nach der Sendung noch in meine Garderobe und sagte mir, ich hätte das ziemlich passabel gemacht und mich in der Sendung gut geschlagen. Er wünschte mir und meinem Team Erfolg. Das war nett! Beim After-Show-Häppchen hatte ich auch mit Jürgen Rüttgers noch ein längeres Gespräch und das war auch sehr interessant. Es ging schon damals - hört hört - um die langen Wege der Verwaltung und "viel zu langen" Genehmigungsverfahren.
Meine Vita ist nicht gradlinig, nicht durchgetaktet, nicht so fokussiert auf 1 Branche und einen bestimmte Karriereplan. Ich habe auch mal im Medienbereich gearbeitet und war sogar mal einen Monat V.i.S.d.P. für ein Stadt-Magazin. Was kann ich sagen: Traut Euch was, es lohnt sich!
Work hard, dream big and never give up!
Kommt raus aus Euren Komfortzonen und gestaltet Euer Leben, Euer Business, Eure Beziehungen und auch Euch selbst. So passiert Wachstum, so macht das Leben Spaß!
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(Die Bildrechte liegen beim WDR und wurden mir persönlich für meine eigene Nutzung freigegeben.)
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