Also Nummer eins bei der Führung von Mitarbeitenden ist Empathie. Wir müssen uns eingestehen, dass wir nicht immer wissen, warum jemand unterdurchschnittlich Ergebnisse produziert, denn wir haben nicht daneben gesessen und zugeschaut, wie das Ergebnis produziert wurde. Wir sind alle nicht frei davon, Menschen zu bewerten. Bewertungen wie, die sind dumm, die sind faul, die sind unmotiviert, die schaffen es eh nicht. Mitarbeitende wissen genau, wenn sie schwach performen. Sie wissen, dass wir eine Liste mit Namen und Problemen durchgehen. Selbst wenn wir diese Liste nicht physikalisch vor uns liegen haben, wissen Mitarbeitende doch, dass eine solche Liste mindestens in den Köpfen der Führungskräfte vorhanden ist. Mitarbeitende wissen auch, dass sie Folgen aus schlechter Leistung spüren werden.
Wir schließen alle Rückschlüsse auf Basis der Geschichten, die wir in unserem Kopf haben, die wir vermutlich sogar selbst erlebt haben. Dieser Kreis von Erfahrung und Bestätigung muss durchbrochen werden. Und deshalb brauchen wir Empathie.
Es geht am Ende darum, Urteile durch Neugier zu ersetzen. Ja, vielleicht ist es richtig, dass sie faul sind, doch warum sind sie es? - Verlassen sie sich auf andere, verlassen sie sich auf den Vorgesetzten. Können sie nicht was von ihnen erwartet wird. Fühlen sie sich überfordert. Sind sie vielleicht gerade jetzt im Moment überfordert, weil ihnen privat das Leben aus den Händen gleitet. Haben Mitarbeitende das Gefühl, nicht die richtige Qualifizierung zu haben. Oder ist das direkte Umfeld in der Firma das falsche. Herrscht auf der Arbeit Resignation vor Motivation. Haben Mitarbeitende aufgegeben oder verlassen sich darauf, dass es irgendwie funktioniert, so wie immer alles irgendwie funktioniert hat.
Es ist unsere Aufgabe, das herauszufinden. Es ist unsere Aufgabe unsere Bewertungen durch Empathie zu ersetzen.
All diese Dinge sind sehr, sehr schwer für jemanden zu bekennen. Es macht Angst, dass er/sie als schwach angesehen wird. Die Realität ist, dass es enormen Mut erfordert, zu sagen, dass ich Hilfe brauche. Aber die Realität ist, wir alle brauchen irgendwann mal Hilfe. Niemand ist in allem perfekt. Also verbringst du deinen Tag damit, dich selbst zu verstecken und vorzugeben, dass du in allem großartig bist. Dabei wird zwangsläufig etwas in uns kaputt gehen. Weil es falsch ist! Es fühlt sich fake an und hilft am Ende niemandem, auch uns selbst nicht.
Also, ich komme darauf zurück: Es beginnt mit Empathie! Es beginnt mit jemandem, der oder die in einer Führungsposition ist, die sich auch verhält wie ein echter Teamleader und eine solche Person beiseite nimmt. Als echter Teamleader schaffe ich einen sicheren Raum und gehe der Sache auf den Grund. Es ist unsere Aufgabe zu fragen, was los ist. Dafür werden wir als Führungskräfte bezahlt.
Wir müssen Bewertungen und Vorurteile durch Empathie ersetzen. Wir müssen erlernte Muster außer Kraft setzen und auf die Mitarbeitenden eingehen, wir müssen Neugierde für die Geschichte hinter der Geschichte haben. Vorverurteilungen – oder wie man auch sagt „Narrative“ – sind gefährlich. Sie färben eine Welt in Rot und Blau, Schwarz und Weiß, Gut und Schlecht, ehrenhaft und unehrenhaft. Narrative können ganze Gesellschaften spalten. Narrative können eine ganze Nation für die Freiheit mobilisieren, sie können aber auch ganze Wahlen beeinflussen und dafür sorgen, dass eine Nation aus der Europäischen Union austritt, sich also allein wohler fühlt, als in einer Staaten-Gemeinschaft.
Sowohl im großen Kosmos als auch im kleinen Kosmos ist es wichtig für uns, diese Narrative zu entdecken und durch unsere Empathie und Neugier zu ersetzen.
Prüft Euch selbst: Lasst euren heutigen Tag Revue passieren und überlegt euch, wo ihr den Narrativen aufgesessen seid. Beim Bäcker, im Straßenverkehr, bei dem Schaffner in der U-Bahn, bei dem Kollegen, der Kollegen von nebenan? Geht beim nächsten Mal bewusster mit diesen Situationen um. Ersetzt Narrative durch eure Neugier.
Seid auch empathisch mit Euch selbst und fragt Euch selbst, warum es eine Person gibt, die Euch triggert. Auch hier ist die Kunst, es zu verstehen: Der Trigger ist in Euch, nicht in der anderen Person. Bleibt daher immer neugierig!
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