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Autorenbildbunland8

Das endlose Spiel - Oder wie man im 21. Jahrhundert führt!

Aktualisiert: 31. März 2022

1968 wurde der Vietnamkrieg durch die USA initiiert. USA ging davon aus, dass der Krieg in wenigen Wochen wieder beendet werden kann, weil die Übermacht der USA so bestechend war.

Ein paar Fakten zum Kriegsverlauf:
  • Mehr als 85.000 Truppen der Vietnamesen,

  • wurden mit einigen Tausend Truppen der USA bekämpft, obwohl die meisten Angriffe vollkommen überraschend kamen.

  • Die USA verlor in der ersten Woche ein paar hundert Truppen

  • Vietnam verlor mehr als 35.000 Truppen

  • Auf See haben die USA knapp Hundert Soldaten verloren

  • Nord-Vietnam verlor 1.500 Soldaten auf See

  • Über die gesamten 10 Jahre des Krieges verlor die USA rund 58.000 Soldaten

  • Nord-Vietnam verlor über 3'000.000 Soldaten und Zivilisten

  • Wenn man durch die einzelnen Kämpfe geht, gewann USA fast jede einzelne Schlacht weil die Streitkräfte einfach deutlich besser ausgestattet waren.

Wie kann man fast jede Schlacht gewinnen, die Bevölkerung eines Landes so massiv reduzieren und doch den Krieg verlieren?


Nun, das versteht man erst, wenn man versteht, dass Kriegsführung nicht nur gewinnen und verlieren heißt, oder Ziele zu setzen, zu messen und zu erreichen. Es geht im Krieg und ein ewiges Hin und Her, in dem niemand ein festgelegtes Ziel erreicht. Krieg ist eine unendliche Auseinandersetzung, weil das Ziel im Laufe der Kriegsphase immer wieder neu verhandelt wird. Der eine greift an, der andere schlägt zurück, und ab da sind die Regeln durch viele "Unbekannte" beeinflusst und teils oder gesamt außer Kraft gesetzt.


Die Regeln im unternehmerischen Wettbewerb sind dem durchaus ähnlich. Wenn es z. B. im Unternehmen darum geht, einen Markt zu erobern oder meinen Umsatz langfristig auszuweiten, kann dieses "Spiel" endlos andauern. Bei einem solchen Spiel geht es darum, möglichst lange im Spiel, sprich im Geschäft zu bleiben und die Spieldauer dazu zu nutzen, besser zu werden als der andere.

Erst wenn ich der Auseinandersetzung Grenzen setze, wie z. B. bei einem Fußballspiel zeitlich oder bei Erreichen eines bestimmten Zieles, kann die Auseinandersetzung beendet werden. In einer "endlichen" Auseinandersetzung geht es um Sieger und Besiegte. Das bedeutet aber auch, dass die Regeln allgemein akzeptiert sind und der Verlierer sich auch geschlagen gibt.

Bei einem Endlosspiel können Spieler wechseln - also neuer Wettbewerber, alternative Produkte hinzukommen, Schlüsselpersonen ausfallen oder gehen. Jeder Einflussfaktor bestimmt die Länge des Spiels. Ich selbst habe es gar nicht in der Hand, ob es ein endloses Spiel wird, oder ob man als Gewinner aus dem Spiel heraus gehen kann. Die Regeln können sich auch jeden Tag ändern. Das Ziel in diesem Wettbewerb ist es, das Spiel zu beherrschen, es quasi anzuführen. Ich will im Spiel bleiben und das Spiel bzw. den Markt anführen. Und doch kann es mir passieren, dass mich aus dem Nichts ein anderer Wettbewerber - der das Spiel um den Markt klar für sich gewinnen will - einfach rauskickt.

Und so war es auch im Vietnamkrieg, wenngleich der Vietnamkrieg ein Krieg war lassen sich die "Gesetze des endlosen Spiels" auf einen Krieg oder eine andersartige feindliche einfach Auseinandersetzung übertragen. Die USA hat den Vietnamkrieg dominiert, statistisch klar für sich ausgemacht, und doch verloren. Wie konnte das passieren? Die USA wollte den Krieg klar für sich gewinnen und das "Spiel" schnell beenden. Nordvietnam kämpfte nicht um zu gewinnen, sondern sie kämpften um viel mehr - um eine Vision von Ihrem besseren Leben; nach der Besatzung. Vietnam hat sich kein Limit gesetzt, sie hätten bis zum letzten Mann gekämpft. Die Unbekannte in dieser endlosen Auseinandersetzung war das Volk, der Bürger, die Bürgerinnen, die ihr Land nicht hergeben wollten und die eine höhere Vision hatten. Ähnlich ist es nun auch mit der Auseinandersetzung in der Ukraine. Die höhere Vision ist Freiheit, Selbstbestimmung, Demokratie.

Ohne eine weitergehende Analyse zu betreiben, die ich mir auch nicht anmaßen möchte, befindet sich nach meiner persönlichen Einschätzung Europa und die Nato auf dem Land der Ukraine mit Russland in einer Auseinandersetzung, für die kein Ziel und damit noch kein Ende definiert ist. Niemand kann derzeit wirklich gewinnen! Russland hat seine Reputation auf lange Sicht bereits zerstört, Putin selbst kann sich nicht mehr rehabilitieren, weil er mit diversen Unbekannten scheinbar nicht gerechnet hat und über das Ziel hinaus geschossen ist, das gesetzte Ziel wurde verfehlt. Die große Unbekannte ist seit dem ersten Tag das ukrainische Volk und auch die Medienwirksamkeit des ukrainischen Präsidenten und die Mobilisierung, die er damit erreicht. Die nächste große Unbekannte ist das Volk Europas, der Zusammenhalt der europäischen Union und der Zusammenhalt der NATO.

Doch ohne das Prinzip des "unendlichen Spiels" ausschließlich auf einen Krieg zu beziehen, sind wir alle jeden Tag in endlosen Spielen verhaftet, die einfach weiter laufen, weil es immer jemanden gibt, der bis zur letzten Ressource kämpft. Es gibt keine echten Gewinner in einer Ehe, in einer Meinungsverschiedenheit oder bei Freundschaften, oder selbst im Business wissen wir doch alle, dass nur endlose Win-Win-Situationen wirklich zu langfristigen und stabilen Partnerschaften oder Kooperationen führen.

Und doch führen wir unsere Teams mit Zielvereinbarungen, Zielsetzungen, Key Performance Indikatoren . Ich auch, ich schließe mich da nicht aus. Damit setzen wir Ziele, und damit begrenzen wir das Spiel, wir schränken es ein. Wichtig ist, dass wir hier die Win-Win-Situationen fördern, damit das Zusammenspiel zwischen Management und Belegschaft kontinuierlich verbessert werden kann. Es ist daher nicht mehr zeitgemäß, den oder die Besten zu loben, sondern herauszustellen, was das Unternehmen - und damit alle - von den Verbesserungen hat. Traditionelle Führung (höher, schneller, weiter) trifft auf die Kultur einer modernen Welt (Win-Win-Allianzen). Vertrauen aufbauen, damit cross-funktionale Zusammenarbeit wachsen kann und unternehmerische Innovationen eine bessere Chance bekommen. Weg vom reinen Wettbewerb, hin zur Stärkung des Teams und des Unternehmens.

In der Management-Ebene gibt es deutliche Unterschiede zwischen dem traditionellen und dem modernen Weg. Vorstände in der traditionellen Welt verbringen 70% Ihrer Zeit damit, sich gegen den Wettbewerb durchzusetzen. Vorstände in einem modernen Unternehmen beschäftigen sich 100% Ihrer Zeit damit, ihrer nächsten Führungsebene das Führen beizubringen und der Belegschaft zu zeigen, wie sie sich weiter entwickeln.


Der traditionelle Weg führte in den Kampf, der moderne Weg führt in die bessere Zukunft.

Nun ist die Frage, was bringt den Erfolg? Geht es darum, das Produkt des Wettbewerbers zu schlagen oder geht es darum, immer eine Innovation voraus zu sein. Geht es darum, einmal in den Charts zu sein oder geht es darum, für den Kunden ein verlässlicher Partner zu sein. Geht es darum im Geschäftsjahr die besten Ergebnisse vorzuweisen, oder geht es darum eine verlässliche Größe im Unternehmen zu sein.


Der einzige Wettbewerber eines innovativen Unternehmens ist man selbst und das Ziel sollte sein, immer mindestens 1 Schritt besser zu werden. Das Produkt vom letzten Jahr soll in diesem Jahr besser sein. Die Kultur soll in diesem Jahr stärker sein als im letzten. Die Führungskräfte sollen dieses Jahr bessere Innovationen aus ihrem Team herausholen, als im letzten Jahr. Es geht bei diesem Spiel also um kontinuierliche Weiterentwicklung, und die wird niemals enden.

Es gibt 5 Faktoren für die moderne Führung:

  1. Sie müssen einen guten Grund haben für Ihr Business.

  2. Vertrauen ist Teil der Unternehmens-Kultur.

  3. Sie müssen ein wertvoller Berater im eigenen Unternehmen sein.

  4. Sie benötigen Flexibilität in Ihrer Team-DNA.

  5. Sie selbst brauchen Mut, eine echte Führungskraft zu sein.

Wie finde ich heraus, ob ich eine gute Führungskraft bin?

Nun, fragen Sie sich selbst: Haben Sie eine höhere Vision von sich selbst? Haben Sie Ideale? Haben Sie ein höheres Ziel für Ihr Leben, etwas für das Sie brennen? Oder folgen Sie nur Vorgaben, erledigen Ihre Arbeit und gehen dann nach Hause, um dort das gleiche zu tun? Nur wenn Sie selbst dieses Gefühl für sich herstellen können, können Sie das auch in Mitarbeitenden auslösen. Wenn Sie das nicht können, wird die Vorbildfunktion eine permanente mentale Herausforderung werden. Können Sie vertrauen, loslassen, Ihr Team machen lassen, delegieren? Oder sind Sie ein Mikromanager, müssen alles kontrollieren und beobachten oder gar haarklein vorgeben?


Wenn ich meinem Team nicht vertraue, kann das Team auch mir nicht vertrauen. Vertrauen ist keine Einbahnstraße.


Seien Sie ein Leuchtturm, der Lösungen und Wege aufzeigt und keine Straßenlaterne, die MitarbeiterInnen einfach nur bis zum nächsten durchreicht. Denken Sie rund, denken Sie außerhalb der Komfortzone. Der Kopf ist rund, damit er im Denkprozess seine Richtung ändern kann. Lassen Sie sich mit guten Argumenten überzeugen. Wenn Ihre MitarbeiterInnen gute Argumente bringen, wissen Sie, dass sie alles richtig gemacht haben. Haben Sie Mut zu Entscheidungen.


Das ist in meinen Augen das größte Problem in der Management Etage: Mangelnde Entscheidungskompetenz! Wir machen alle jeden Tag mehrere hundert Entscheidungen, wann ich aufstehe, was ich morgens esse, anziehe, welchen Duft ich auflege, ob ich mit dem Rad oder mit dem Auto unterwegs bin, was ich wo und wie spät esse, wie ich meine Meetings abhalte, ob ich mutig bin, oder nicht… bis hin zu dem Zeitpunkt, wann ich ins Bett gehe.


Machen Sie Entscheidungen zu einem Standard und schieben Sie sie nicht auf, lassen Sie sie nichts liegen. Wenn Sie von 10 Entscheidungen 9 richtig treffen und 1 vielleicht falsch, dann ist das besser, als wenn Sie von 10 Entscheidungen 10 vor sich herschieben oder womöglich am Ende gar nicht treffen.

Kommen Sie jeden Tag Ihrer Vision von sich selbst näher!
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